Wir sind nicht allein

Assuan, Ägypten – Kilometer: 10860 – Wetter: 25°C (Kairo) bis 40°C (in der Wüste), sonnig

Es ist bewiesen: Wir sind garnicht so verrückt, wie man einer vermutet hätte. Hier in Ägypten treffen wir endlich weitere „Overlander“, das sind also andere Verrückte, die zum Teil dasselbe Ziel haben oder aber sogar bereits auf dem Rückweg sind. In Assuan laufen alle Fäden zusammen und so sitzen wir hier nun alle zusammen beim freundlichen Transport-Unternehmer Mr. Salah im Büro und warten, ob all unsere Autos auf die Fähre nach Wadi Haifa passen.

Halbinsel Sinai

Wir landen nach 4 Stunden auf der Fähre von Aqaba – die eigentlich bei gutem Wetter eine Stunde brauchen soll – in Nuweiba auf der Halbinsel Sinai. Die Einreise gestaltet sich wie erwartet langwierig, aber doch entspannter als gedacht. Wir bekommen ägyptische Nummernschilder, eine entsprechende Versicherung und sogar eine ägyptische Lizenz, dass wir hier fahren dürfen. Uns ist weiterhin ncht klar, was wir da so ganz geau in der Hand haben, da wir immernoch kein Arabisch sprechen, gut wärs aber manchmal!
Nach dem Einreise-Prozedere ist es bereits dunkel und wir fahren nur 2km zum nächsten Camp, ein traumhaftes Fleckchen Erde mit Bambushütten direkt am Strand und Sitzgruppen nach Beduinen-Art. Während Ellen und Markus schon am nächsten Tag nach Dahab vorfahren, bleiben wir noch einen Tag in dem kleinen Paradies.

Aber dann gehts weiter nach Dahab, zum Schnorcheln und Tauchen hauptsächlich. Aber auch mal wieder zur grossen Wäsche und einfach Urlaub machen. Dahab ist zwar sehr touristisch, aber schön klein und mit einer sehr schönen Atmosphäre. Unser Camp liegt – wie soll es anders sein – wieder direkt am roten Meer.
Nach 3 Tagen mehr oder weniger im Wasser und einem Tag Verzögerung, weil Robert krank war gehts dann aber weiter quer über die Halbinsel vorbei am St. Katharinen-Kloster und dem Berg Sinai Richtung Suez. Am Kloster ist es mal eben 20 Grad kühler als an der Küste und wir bemitleiden den armen einsamen griechischen Jungen, der in T-Shirt und Shorts mit dem Taxi da ist weil niemand ihm gesagt hatte, es könnte kühl werden. Wir sind sehr froh, dass wir unser Haus und immer alle Sache dabei haben!

Die Westküste des Sinai ist im Gegesatz zur Ostküste eher trist und lädt wenig zum Verweile ein, so dass wir bald schon unterm Suez-Kanal durch gen Kairo fahren.

Afrika!

Kairo

Wenn wir Damaskus schon verkehrstechnisch als anstrengend in Erinnerung hatten, so toppt Kairo nochmal alles Dagewesene. Die 18 Mio-Metropole platz aus allen Nähten und das macht sich auf den Strassen bemerkbar. Nach einer Stunde Umweg weil wir einmal falsch abgebogen sind, finde wir endlich den einzigen Campingplatz Kairos.
Hier treffen wir auch sogleich andere „Overlander“. Alle kommen hier mal rum, die irgendwie in der Gegend unterwegs sind, ist ja klar.
Für die Fahrten zu den Botschaften – wir brauchen für den Antrag fürs sudanesische Visum vorher noch ein Empfehlugsschreiben der deutschen Botschaft – nehmen wir uns einen Fahrer, da wir nicht noch einmal mit dem Auto nach Kairo reinwollen.
Der Fahrer arbeitet mit dem Campingplatz zusammen und ist zwar teuer als ein Taxi, aber dafür kennt er sich aus und weiss wo die Botschaften sind.
So verbringen wir 2 Tage in Kairo, jeweils morgens bei den Botschaften und den Rest des Tages dann die Stadt erkunden. Am dritten Tag gehts endlich zu den Pyramiden!
Dann reisen auch Ellen und Markus wieder mal an. Wir sind inzwischen in gutem Kontakt, da wir ihre Reserve-Reifen bis Luxor auf unserem Dach transportieren.

Libysche Wüste

Vom Campingplatz in Kairo sind es nur ein paar Kilometer und ca. 1 Stunde und man findet sich in der Wüste wieder. Es ist gleichzeitig beängstigens und aufregend zu wissen, dass nun erstmal 400km keine grössere Ortschaft kommt. Die Wüste ist überhauptnicht langweilig!
Sie verändert ständig ihr Gesicht, man schaut mal 10 Minuten auf die Karte poder liest etwas im Reiseführer und schon ist man woanders.
Wir durchqueren die Schwarze Wüste, hier ist alles mit schwarzen Steinen bedeckt, wie vulkanisches Gestein. Nur einige Kilometer weiter kommt man dann in die Weisse Wüste und – man denkt es sich schon – hier ist alles strahled weiss und die Felsen formen sich zu allen möglichen phantastischen Figuren. Wir campen mitten in der Wüste und fahren sogar einmal so weit wie wir eben kommen. Dann ist es geschafft und der Busli bleibt das erste Mal stecken. Aber wir sind ja vorbereitet und schnell wieder draussen.In der Dakhla Oase gibt es über 600 heisse Quellen und an einem Abend im Camp eine Einzige nur für uns. Diesmal hat sie nur angenehme 38°C Badewasser-Temperatur und es ist herrlich!
Auch die Geschichte kommt nicht zu kurz, auf dem Al-Bagawat-Friedhof findet man über 260 Kuppel-Gräber mit teilweise noch gut erhaltenen Bemalungen. Ganz in der Nähe befinden sich alte ägyptische Tempel, die von den Römern später in Burgen umfunktioiert wurden.

Luxor – Tal der Könige und Karnak

So schön die Wüste ist, ist es dennoch ein tolles Gefühl, dem Niltal näher zu kommen. Alles wird grün, es blüht und lebt überall.
Wir fahren erstmal direkt ins Tal der Könige. Hier sind über 60 Königs-Gräber gefunden worden (wahrscheinlich gibt es mehr), die tief in den Feld gehauen wurden und deren Eingänge dann unkenntlich gemacht wurden. Die Gräber sind innen bunt bemalt, erzählen lange Geschichten und waren einst voll von Reichtümern in Form von Grabbeigaben. Hier ist auch das Grab von Tutenchamun, dessen Inhalt fast eine komplette Etage im ägyptischen Museum in Kairo füllt. Und es soll eines der bescheidenen Gräber gewesen sein, denn Tutenchamun regierte nur 9 kurze Jahre.
Auch im Camp in Luxor trifft sich die Abenteurer-Meute, diesmal ist sogar jemand mit dem Fahrrad unterwegs von Kairo nach Kapstadt.
Am nächsten Tag schauen wir uns die Tempel von Karnak an. Die Anlage ist überwältigend gross, über 2000 Jahre wurde an ihr gebaut, jeder neue Herrscher hatte das Bedürfnis, immer noch mehr dazuzubauen. Die Ausmaße sind gigantisch, gleich hinter dem heutigen Eingang durchschreitet mal einen Säulenwald, von dem jede Säule fast 10m im Umfang misst.
Riesige Statuen von Ramses II. säumen noch riesigere Tore (Pylonen).

Assuan

Den Konvoi gibt es nicht mehr und so dürfen wir ohne Polizei-Eskorte allein von Luxor bis Assuan fahren. Die Strecke führt direkt am Nil entlang und ist sehr schön!
Wir nehmen uns nach einer Nacht im weit abgelegenen Campingplatz ein Hotelzimmer, denn wir haben inzwischen den Transport des Busses über den Nasser-See organisiert und schon am nächsten Tag soll er aufgeladen werden. Wir selbst fahren einen Tag später mit der Personenfähre und werden den Bus voraussichtlich unterwegs sogar überholen.
Vom Hotel-Dach hat man einen herrlichen Überblick über den Nil und die Stadt, wir trinken noch 1-2 Bierchen mit den anderen, die auch am Montag mit uns auf die Fähre gehen.

Wie gesagt – wir sind ganz und garnicht allein.

Allgemein

Es tut uns leid, es euch Daheimgebliebenen so deutlich sagen zu müssen, aber wir haben immernoch herrliches Sommerwetter bei 30°C am Tag, in der Wüste sogar manchmal noch mehr. Dort ist es nachts dafür aber recht kühl.
Was wir bei der Einreise an Kosten hatten, sparen wir ordentlich beim Benzin wieder ein: der Liter kostet hier grade Mal umgerechnet 25 Cent.
Bei Brot, Obst und Wasser ist es stark abhängig, ob man sich in einer Touristengegend bewegt, denn da ist alles gleich 4 bis 8 Mal so teuer für Fremde. Beispiel: ein arabisches Brot kostet für den Touristen 1 Pfund, wir haben aber auch schon 5 für 25 Piaster bekommen. Das zahlen die Einheimischen.
Weiterhin sind die Menschen sehr freundlich, obwohl mal wieder in Touristengebieten acht gegen muss, ob die Freundlich keit auch wirklich nur gut gemeint ist und nicht irgendein Geschäftssinn dahintersteckt.
Wir werden komischerweise weiterhin auch immernoch ziemlich oft für den Minibus gehalten.