200km [offroad] nach [tiefer Sand]

Shakawe, Botswana – Kilometer: 24670 – Wetter: 32°C, sonnig

So oder ähnlich sah unsere Garmin-Anzeige über weite Strecken im Chobe Nationalpark aus, der so Einiges vom Busli abverlangte. Trotzdem hat uns unser treues Gefährt wieder nicht im Stich gelassen – noch nicht. Denn wir sollten die Grenzen des Busli hier noch weiter ausreizen…

Kasane und Chobe Nationalpark

Botswana ist das erste Land im südlichen Afrika, für das wir kein Visum mehr brauchen und so gestaltet sich die Einreise schnell und kostengünstig:
Man holt sich nur einen Ausreisestempel auf der sambischen Seite und darf auch schon auf die kleine klapprige Fähre über den Sambesi fahren. Das wäre eigentlich unbedenklich, wäre da nicht der ungefähr 50-Tonner, der sich gleich hinter dem Busli mit auf den Kahn schiebt, der dadurch gefährlich ins Wanken und halb Versinken gerät. Wir erreichen trotz Bedenken aber sicher das andere Ufer – immerhin ist der Service für Personen kostenlos, was will man da erwarten?

Unsere erste Station heißt Kasane, eine kleine Stadt ganz im Norden Botswanas. Hier übernachten wir, bevor es morgen in den Chobe Nationalpark geht. Und weil wir schon so nah dran sind, rennen uns auch gleich schon die ersten Elefanten vor’s Auto. Die „Achtung, Wildwechsel“-Schilder, die wir von Deutschland kennen gibt’s hier auch: eben nur mit den großen grauen Freunden drauf. Wir mögen die inzwischen ganz gerne, sollen aber noch eines Besseren belehrt werden.

Auf geht’s in den Chobe Nationalpark. Wir wollen an einem Tag komplett durchfahren, das sind ungefähr 200km, wobei man in der Mitte wieder rausfährt, ca. 70km außerhalb des Parks fährt und dann wieder rein.
Kein Problem, denken wir und starten am Chobe Flussufer. Die Strecken hier sind sandig, aber recht festgefahren und wir können hin und wieder von der Hauptroute sogar abbiegen und etwas weiter reinfahren. Wir sehen an dem Vormittag nur vereinzelt Tiere, sind wohl schon etwas verwöhnt worden von Kenia bis Sambia. Wir lassen uns trotzdem Zeit, wir haben ja noch den ganzen Tag.

Als wir aber Richtung Ausgang des ersten Teils des Parks steuern, geht es los: die Spurrillen werden tiefer, der Sand lockerer und wir fahren die letzten 5km Tiefsand. Es ist nicht so tragisch von der Unterlage, der Sand ist recht festgefahren und die Reifen sinken nicht ein, aber die Spuren sind tief und wir haben kaum noch Bodenfreiheit so dass wir die Mitte teils schön gerade ziehen mit dem Bodenblech.

Raus aus dem Park geht es ja aber erstmal 70km über Asphalt – haben wir gedacht. Erst eröffnet sich uns Gravel, das geht ja noch, aber dann verwandelt sich die Piste wieder in eine schmale Sandstraße, schön tief und locker. So brauchen wir für die 70km gleich mal doppelt so lange und kommen erst 15:30 Uhr am Wieder-Eingangs-Tor des Parks an. Robert meint noch, die würden ja wohl de Strassen im Park etwas besser pflegen, aber als uns dann am Tor gesagt wird, man glaube nicht, dass wir die folgenden 90km heute noch schaffen (bis 19 Uhr müssen wir raus sein), sind wir da auch etwas unsicher. Aber die 70km Sand zurück, das geht auch nicht. Also was soll’s, da müssen wir jetzt durch! Immerhin haben wir ja den Bus und können in der Not darin sicher auch im Park schlafen.

Dazu kommt es dann auch, denn der Strassenzustand ändert sich auf den nun folgenden 80km kein bisschen, wir wühlen uns durch Sand, Sand und auch immer mal wieder gerne Sand.
Die letzten 10km führen dann nah am einem Feuchtgebiet vorbei, was dann zusätzlich noch Schlammlöcher auf die Straße zaubert, vor denen wir manchmal sogar sorgenvoll stehenbleiben und mit einem Stock die Tiefe ausmessen müssen. Dass es da schon dämmert und man im Park ja eigentlich unter keinen Umständen aussteigen soll, macht die Sache nicht angenehmer.

Warum man nicht aussteigen soll, haben wir auch erlebt. Waren die Tiere in den Parks, die wir bisher besucht haben, Autos weitesgehend gewöhnt, so ist das hier im Chobe garnicht so. Uns sind an dem ganzen Tag im Park 2 Autos begegnet, beide oben am Fluss, kein einziges auf den 90km unten im südlichen Teil.
Ganze 4 Mal wurde unsere ohnehin schon knappe Zeitplanung hier unterbrochen, weil wir anhalten und warten mussten, bis ein oder mehrere Elefanten die Straße verlassen hatten, was fast nie ohne lautes Trompeten von statten ging. Man, die Tierchen können einem schon enormen Respekt einflößen!
Einmal verteidigte ein Bulle scheinbar seine ganze Herde vor uns, so wie der sich aufgeführt hat. Wie ein bockiger Junge trampelte er auf der Stelle, drehte sich um sich selbst, wackelte dabei mit dem Kopf und trompetete ordentlich. Hinter ihm kreuzten immer wieder mehrere Tiere die Straße.
Immer wenn wir dachten, er sei nun im Gebüsch verschwunden und einige Meter langsam vorwärts fuhren, kam er wieder raus, manchmal ein paar Schritte auf uns zu, so dass wir schleunigst den Rückwärtsgang einlegten. Sagen wir mal so, das war ganz und garnicht mehr lustig und wir hatten beide mehrmals heftiges Herzklopfen an dem Tag!

Erst gegen 19:30 Uhr (immerhin mit nur 30min Verspätung) erreichen wir den Ausgang des Parks, nicht ohne vorher noch einmal einen Elefanten ganz dicht neben dem Bus trompeten zu hören. Das Problem diesmal: Es war jetzt stockduster und wir hatten keine Ahnung, wo er sich aufhielt. Morgen sollte Anne’s Geburtstag sein – und in dem Moment war uns beiden nicht ganz klar, ob sie den noch erleben oder doch vorher einer Herzattacke erliegen würde.
Sicher und ohne Elefantenangriff können wir aber nun am Tor übernachten und am nächsten Morgen zumindest ein bisschen Geburtstag feiern. Auf jeden Fall einen unvergesslichen!

Am Okavango Delta

In Maun angekommen haben wir schon beschlossen, dass wir mit dem Busli nicht ins Moremi Feuchtgebiet fahren können, da es dort wohl ähnlich aussehen würde wir gestern auf den letzten 10km im Chobe.
Also spannen wir erstmal einen Tag aus in einem schönen Backpackers am Fluss.

Das Okavango Delta ist eines der wenigen Inland-Deltas der Welt, das heißt, der Okavango, der in Angola im Inland entspringt, trifft hier auf den Sand der Kalahari, der großen Savanne in Zentral-Botswana (auch oft fälschlicherweise Kalahari Wüste genannt), fächert sich in einem riesigen Delta auf – und versiegt. Dieser Umstand schafft einen einzigartigen Lebensraum für tausende Tierarten im und um das Delta, da es eine der wenigen Regionen in ganz Afrika ist, in der das ganze Jahr über Wasser zur Verfügung steht.
Das Wasser im Delta hat außerdem Trinkwasser-Qualität und ist ganz klar, da es kilometerweit durch den Sand gefiltert wurde.

Das Delta kann man am besten per Boot entdecken, die Angebote sind allerdings so unverschämt teuer, dass wir das schon aus Protest garnicht machen wollen. Jetzt kann man sagen: Mensch, da biste ja nur einmal im Leben! Aber wir sind ja quasi keine Einmal-Touristen denen das Geld locker sitzt, weil sie grade im Urlaub sind. Und rund 200 Euro für uns beide, nur um einen Tag übers Wasser zu schaukeln, das ist einfach zu viel. Die Bootstouren mit den einheimschen Moroko (Einbaum-Kanus) sind an sich garnicht so teuer, aber der Transfer der Tour-Operator dahin, der schlägt ordentlich zu Buche.

Wir entdecken derweil das Delta auf eine ganz andere Art und fahren mit ein paar Leuten vom Backpackers und jemandem, der sich auskennt an eine Stelle am Delta, an der man auch baden kann, denn sie liegt hinter dem sogenannten „Buffalo-Fence“, dem Zaun, der das Vieh der Züchter von den Wildtieren trennen soll, um die Übertragung von Krankheiten beiderseits zu verhindern.

Die Zäune ziehen sich durch ganze Land und sind sehr umstritten. Denn einerseits sind seit den 60er Jahren an diesen Zäunen ca. 1,5 Mio. Wildtiere der Kalahari verendet, denen auf der Suche nach Wasser in Richtung Delta durch den Zaun das Weiterkommen nicht mehr möglich war. Auf der anderen Seite verhindern die Zäune aber auch die Ausbreitung der Rinderfarmen auf dem Land und so die weitere Eindämmung des Lebensraumes der Wildtiere – trägt sozusagen gleichzeitig zu ihrer Erhaltung bei.
Wir als Reisende müssen in regelmäßigen Abständen durch den Zaun und immer mal wieder unsere Schuhe und Reifen gegen die Maul-und-Klauen-Seuche desinfizieren. Auch der Transport von rotem Fleisch ist untersagt und einmal müssen wir unsere Bratwurst für abends an Ort und Stelle durchbraten, damit wir durch den Zaun dürfen.

Die bade-sichere Stelle am Fluss ist so schön, dass wir gleich über Nacht bleiben, bevor es am nächsten Tag weitergeht zur Kalahari.

Kalahari und den Okavango aufwärts

Die 45km Offroad auf dem Weg zur Kalahari machen uns schon nichts mehr aus, die Strasse ist größtenteils trocken. Einzig, die Regenwolke, die in einigem Abstand vor uns her zieht, macht uns etwas Sorgen. Pünktlich, als wir am Tor ankommen, regnet es auch dort und genau über uns. Auch der Parkwächter sagt uns, es sei sehr nass im Park drinnen. Wir wollen es trotzdem versuchen, stehen aber schon nach ca. 3km vor einer ca. 10m langen straßen-breiten Pfütze, deren Tiefe vorauszusagen reine Spekulation wäre. Wir machen also schweren Herzens kehrt und fahren zum Tor, um zu fragen, ob wir denn ein Auto mieten könnten. Nein, es gibt nur einen Traktor hier und der hat kein Benzin. Könnten wir denn unser Geld zurückbekommen, wenn wir garnicht reinfahren können? Nein, das geht auch nicht. Mehr aus Trotz entscheidet Robert dann, dass wir es dann wenigstens versuchen.
Bis Deception, wo wir campen sollen, sind es rund 35km. Wir schaffen die 10m-Pfütze und auch noch ein paar danach, aber dann fängt der Motor bedenklich an zu stottern und nachdem wir etwas seitlich der Straße ein trockenes Plätzchen gefunden haben, springt er auch vorläufig erstmal garnicht mehr an. Hat wohl zuviel Wasser geschluckt. Na, wenigstens sitzen wir nicht IN einer Pfütze fest. Da es schon 18 Uhr ist, als der Bus dann endlich wieder einen Ton sagt, beschließen wir, einfach für die Nacht hier zu bleiben. So kommen wir wenigstens mal wieder zum Wild-Campen, das ist in den Parks nämlich eigentlich verboten.
Da haben wir es also etwas übertrieben und zum ersten Mal hat uns der Busli gezeigt, wo seine Grenzen sind.
Am nächsten Morgen sind die Pfützen schon etwas weggetrocknet und wir kommen gut wieder bis zum Tor. Wir haben in der Kalahari aber leider kein einziges Tier zu Gesicht bekommen, sogar die Vögel haben wir nur gehört.

Wir folgen dem Okavango flussaufwärts und kommen am Ngami-See vorbei. Der „See“, eigentlich seit Jahrzehnten trocken und eine weite Ebene zugewachsen von Kameldornbüschen ist im letzten Jahr durch massive Regenfälle wie durch ein Wunder wieder vollgelaufen. Auf der Straße, die mitten durch – und nun teilweise unter Wasser verläuft – tummeln sich Wasservögel, ein lustiges Bild. Wir fahren auch ein Stück durch, immer schön vorsichtig, denn wir wollen ja den Busli nicht wieder stottern lassen.

Oben kurz vor der namibischen Grenze geht uns dann noch das Koch-Gas aus, leider haben die hier ganz andere Verschlüsse und können unsere Flasche nicht auffüllen, obwohl überall Auffüllstationen sind.
Zu allem Überfluss wird uns dann noch unser Grill geklaut, Frechheit! Bzw. nur die Feuerschale, den Rost haben wir noch. Trotzdem heißt es nun zurück zu den Anfängen der Menschheit und Feuer machen morgens uns abends zum Kochen und Kaffee machen.
Wir nehmen’s gelassen, wir hatten ja schon soviel Glück bisher und es hätte ja auch schlimmer kommen können. Hauptsache wir sind beide gesund, nich?