Alles hat ein Ende

Durban, Südafrika – Kilometer: 32460 – Wetter: 30°C, sonnig

Der Bus ist verladen und startet auf seine 20-Tage-Reise nach Hamburg. Und da wir nun ohne unser Busli sind, ist es Zeit, einen letzten Bericht zu schreiben…

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Kapstadt und die Kap-Halbinsel

Am 15. Februar 2010 erreichen wir mittags Kapstadt. Leider hüllt sich der Tafelberg in Wolken und es nieselt, so dass die Einfahrt in unser großes Ziel nicht ganz so spektakulär ausfällt, wie erhofft. Auch die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig und letztendlich müssen wir aus dem Busli aus- und in ein Backpackers einziehen. Immerhin hat man hier den Vorteil einer voll ausgestatteten Küche, Internet vor Ort und viele nette andere Reisende um sich herum. Wir treffen zum Beispiel ein Pärchen wieder, die wir schon in Lilongwe, Malawi, kennengelernt hatten. Ob all das für einen 7er-Dorm mit permanent durch-schnarchenden Mitbewohnern entschädigt, sei mal dahingestellt. Außerdem ist es eher unpraktisch, alles, was wir brauchen, aus dem Bus auszuräumen um es dann 3 Tage später alles wieder zurück zu tragen. Aber wir sind ja da nicht so.

Also erkunden wir zwei Tage lang Kapstadt, was uns ganz gut gefällt. Es gibt viele verschiedene Ecken hier und irgendwo erinnert man sich immer an eine andere schöne Stadt, in der wir schon waren. Die Stadt hat etwas von allen: New York, Sydney, Berlin und London sind unserer Ansicht nach vertreten. Na und die Kulisse – vorne Strände, hinten die Berge – ist standort-technisch unschlagbar.

Am dritten Tag fahren wir rauf auf den Tafelberg. Diesmal ganz konservativ ohne Bus und mit der Seilbahn. Die Kenner sagen, man muss die Gelegenheit nutzen, wenn er mal wolkenfrei ist und das stimmt. Das Wetter hier ist sehr wechselhaft und schlägt binnen Minuten manchmal um. Eben ist es noch verregnet, dann wieder sonnig und heiß. Also bezahlen wir umgerechnet 16 Euro pro Person, was wie wir finden sehr viel ist, sich aber trotzdem lohnt, denn man hat einen Wahnsinns-360°-Blick über Kapstadt und die Kap-Halbinsel.

Zwei weitere Tage verbringen wir auf der Kap-Halbinsel mit dem obigatorischen Besuch des Cape Point (südwestlichster Punkt Afrikas) und dem Kap der guten Hoffnung. Schon ein erhabenes Gefühl, hier zu stehen. Vor allem, mit dem eigenen Auto von zuhause hierher gefahren zu sein. Wie immer geben wir auch hier fleißig Interviews.

Garden Route und Route 62

Die berühmte Garden Route. Man könnte denken, hier erwartet einen der botanische Garten Südafrikas mit tausenden Blumen und Blüten und allem Drum uns Dran. Das ist nicht ganz so. Die Garden Route hat ihren Namen daher, dass die ersten Siedler aus Übersee hier – zwischen Küste und den Bergen – klimatisch vorteilhaftes, fruchtbares Land fanden, auf dem sie anbauen konnten. Auch heute noch ist die Strecke stark bewirtschaftet, vor allem mit dem berühmten südafrikanischen Wein. Auf den zahlreichen Weingütern in der Gegend stehen oft noch gut erhaltene und restaurierte Häuser im kap-holländischen Stil aus der Kolonialzeit – schöne weiße Häuser mit markantem Giebel.

Auch die berühmte Route 62 ist landschaftlich wunderschön und lässt Wandererherzen höher schlagen. Wir sind ja ursprünglich nicht so die Wanderer, aber hier machen wir immer mal 1-2 Stunden „Spaziergänge“. Auf dem Weg liegt z.B. Montagu, ein kleines Nest in schöner Lage. Hier gibt es den „Weg der Verliebten“, der zu einer heißen Quelle führen soll. Na, das ist doch genau das richtige für uns! Der Weg selbst ist auch wirklich schön, er führt in einem Flussbett entlang durch eine Schlucht. Angekommen bei der heißen Quelle steht dort jedoch ein Hotel und man muss erst Eintritt zahlen, um da überhaupt hinein zu dürfen. Das ist aber nicht nett – und wird am Beginn des Weges auch so nicht mitgeteilt. Aus gutem Grund vermutlich.

Weiter geht es für uns nach Oudtshoorn und die nahe liegenden Kango-Tropfsteinhöhlen. Tropfsteinhöhlen-Systeme muss man wohl sagen, denn die erste (einzig begehbare) Höhle ist über 700m lang, die zweite noch länger und die dritte länger als beide Ersteren zusammen. In den Höhlen befinden sich je mehrere Kammern mit einzigartigen Formationen, die schön ausgeleuchtet sind. Diese sind über Jahrtausende gewachsen, teilweise sogar schon zu Säulen zusammengewachsen. Unser Guide zeigt uns die „Babies“, nur knapp 1cm lange Stalaktiten (das sind die hängenden), die schon 500 Jahre brauchten, um so „groß“ zu werden. Man kann sich also vorstellen, wie lange eine 5m hohe Säule (aus Stalaktit und Stalakmit zusammengewachsen) in etwa gebraucht hat, zu wachsen. Beeindruckend!

Sonnenschein-Küste

Nach einem Abstecher ins Inland wollen wir nun aber wieder an Meer! Als nächstes geht es zum Kap Aghulas – dem Kap der Nadeln. Es gibt 2 Theorien, warum es so heißt: 1. Sagt man, an der Stelle wären die Kompassnadeln der Seemänner alle strikt nach Norden abgelenkt worden oder 2. würden die spitzen Felsen vor der Küste wie Nadeln aussehen. Wie dem auch wirklich sei, das Kap ist nun definitiv der südlichste Punkt Afrikas, hier treffen sich Atlantik und Pazifik. Und wir sind da!
Hoffen wir, dass das Wasser bald wärmer wird, denn der Atlantik ist wahnsinnig kalt.

Mossel Bay, Buffalo Bay, Plettenberg Bay, Jeffrey’s Bay – um nur einige unserer Stationen zu nennen auf dem Weg weiter ostwärts. Alle haben sie gemeinsam: tolle Strände! Wir haben uns inzwischen ganz gut in den Backpackers eingelebt. Im Gegensatz zu Kapstadt können wir fast überall „campen“, was oft nicht mehr als ein Parkplatz ist, aber immerhin stehen wir da sicher (es gibt nachts eigentlich immer Wachmänner) und können die Vorzüge des Hostels für die Hälfte der Kosten nutzen.

In Buffalo Bay in einem herrlichen Backpackers direkt in den Dünen treffen wir ein Paar aus Bremen, Nina & Helge, die uns – das wissen wir da noch nicht – ein ganzes Stück auf unserer Weiterreise begleiten werden.
In Jeffrey’s Bay bleiben wir eine ganze Weile, machen unter anderem auch mal eine Township-Tour mit. Sehr zuverlässig kommt man, sobald man etwa 10km aus eine größeren Stadt rausgefahren ist, an den dazugehörigen Townships vorbei. Das sind die Siedlungen der farbigen Bevölkerung und die Zustände, die dort herrschen, sind schon sehr erschreckend. Hier leben tausende Menschen auf engstem Raum, teilsweise ohne fließend Wasser und Strom in Hütten, aus Holz und Wellblech zusammengezimmert. Wenn man das sieht, fragt man sich, wie es möglich ist, dass man sich in der Stadt wie in Europa fühlen kann und hier Menschen so leben, noch dazu im Jahr 2010. Man muss sich wohl eingehender mit der Geschichte Südafrikas vor 1990 befassen, um sich die Sache näherzubringen, wenn man es auch nicht wirklich bis ins Letzte fassen kann, glauben wir zumindest. Aber das ist nicht Aufgabe dieses Berichts.
Die Township-Tour war…ok. Das heißt, dass es seltsam war, wie ein Eindringling durch die Gassen zu gehen und sich das Leben der Menschen anzuschauen. Wie würden wir uns fühlen, wenn eine Touristengruppe durch unseren Vorgarten läuft? Andererseits sind wir von den Menschen dort sehr freundlich empfangen worden, vor allem von den Kindern, und das Geld, was wir dort gelassen haben – es wurde fritierter Fisch verkauft, selbstgebrautes Bier, wir waren in einer „Shebeen“, einer lokalen Kneipe (oft mit direkt angeschlossenem Bordell) – ging zumindest direkt in die Hände der Menschen dort. Wie wir schonmal in Kenia berichtet haben, ist das ein ganz anderes Gefühl, als einfach „irgendwohin“ etwas aus Deutschland zu spenden. Wir hatten auch die Möglichkeit mit den Menschen dort zu spechen (und Billard zu spielen in der Shebeen), es war also keine reine Show, wie so manche Tour in Kapstadt, wo man nur mit dem Auto durchfährt, weil es ansonsten zu gefährlich für Touristen wird. Auf jeden Fall hat die Tour bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Auch Nina und Helge sind in „J’Bay“ eingetroffen und nachdem wir sie schon einmal ein Stück mitgenommen haben, geht das auch immer mal wieder so weiter unterwegs. Die beiden sind sonst mit dem Baz Bus unterwegs, das ist ein Shuttle, das die ganze Küste und dann weiter bis Johannesburg hochfährt. Man bezahlt einmal und kann dann immer ein- und wieder aussteigen, wo man will. Praktisch für Rucksack-Reisende ohne Auto.

Wild Coast

So landen wir dann auch alle gemainsam in Chintsa und Coffee Bay. Diese Orte gehören schon zur Wild Coast, dem ursprünglichen Teil von Südafika. Das Gebiet – die ehemalige Transkei – war eine Zeitlang ein eigenes Land, wurde aber 1994 auf eigenen Wusch in die Provinz Eastern Cape (wieder-)eingegliedert. Hier erkennen wir viel ursprüngliches Afrika wieder. Es gibt wieder weniger „koloniale“ kompakte Siedlungen, sondern eher die weit über die Hügel verstreuten Hütten wie etwa in Äthiopien. Es fahren nur wenige Autos und die Menschen laufen, meist barfuß. Man trifft hier kaum noch Weiße. Wir fühlen uns wieder mehr in Afrika.
Südafrika ist allgemein doch sehr westlich. Man muss auf nichts mehr verzichten (mal angesehen von wirklich schnellem, günstigen Internet), kann sogar das Leitungswasser wieder trinken. Es gibt nichtmal mehr Malaria. Wir haben bemerkt, dass viele Touristen hier nur wenig von unserer Reise beeindruckt sind. Es ist mehr so eine „Aha, na ist ja schön“-Reaktion. Nicht, dass wir mehr Aufmerksamkeit bräuchten, das ist es nicht. Es dämmert uns aber langsam, dass die Touris hier – man unterhält sich ja mit denen auch mal – Südafrika für DAS Afrika halten, was es unserer Ansicht nicht ist. Klar gehört es zum Kontinent, und klar kann man Afrika nicht pauschalisieren, aber das ursprüngliche, schwarze Afrika, das ist einfach etwas ganz anderes. Aber genau das wissen viele nicht, glauben wir inzwischen. Deshalb denken sie wohl auch, eine Reise quer durch Afrika kann ja nichts anderes sein, als von Kapstadt nach Durban zu fahren in ihrem gemieteten Golf Citi mit Klima und übernachten in schicken Pensionen. Zwei deutsche Reisende klagten mal über fehlendes warmes Wasser in einer der Duschen und sagten sie hätten noch keine sauberen Toiletten in ganz Südafrika gesehen. Wir finden, das hier ist absolut 5 Sterne und würden die beiden seeeehr gerne mal in Addis in unserem speckigen „Hotel“ mit den Ekel-Toiletten und unter einer Eimer-Dusche erleben! Aber so unterschiedlich sind eben je nach Voraussetzung die Ansprüche.

In Coffee Bay machen wir eine „echte“ Wanderung mit – 3-4 Stunden an der Küste entlang zum „Loch in der Wand“, einer Felswand im Meer, in die das Wasser in langer Arbeit ein Loch gebohrt hat. Die Strecke hat es in sich – landschaftlich und auch aus Amateur-Wanderer-Sicht. Es geht permanent bergauf und bergab – nichts für ungeübte Raucherlungen, sagen wir mal. Zum Glück rauchen wir nicht, aber wir haben ja noch unsere Freunde Nina und Helge dabei – als Anschauungsbeispiele. Wir glauben, zwischendurch haben wir Nina mal etwas von aufhören murmeln hören. Aber auch uns Die-letzten-6-Monate-Sport-Muffel nimmt die Strecke ganz schön mit. Aber die Ausblicke sind Wahnsinn und wir haben dabei noch Glück, es ist heute nicht so heiß und eher bewölkt. Am Ziel werden wir mit gegrillten Sandwiches belohnt und einige Mutige stürzen sich noch im „Loch“ in die Fluten.

St. Lucia

Nach kurzem Vor-Stop in Durban und einem Termin bei der Verschiffungsgesellschaft, bei dem wir die Formalitäten erledigen und einen Lade-Termin machen, zieht es uns weiter nach St. Lucia. Hier gibt es den berühmten Feuchtgebiet-Nationalpark, der 5 verschiedene Ökosysteme einschließt, darunter das Meer, die Dünen, Moor, Seen… Wir sind im Grunde hier, um Nashörner zu sehen, denn die fehlen und noch auf unserer Liste der Big Five Afrikas.
Aber erstmal ist die Freunde groß als eine halbe Stunde nach unserer Ankunft der Baz Bus anrollt und – man ahnt es schon – unsere Bremer Freunde auch wieder da sind. Wieder verbringen wir ein paar tolle Tage mit den beiden Spaßvögeln.

Unser Weg führt uns zum Einen in den Nationalpark. Der Aufenthalt ist nicht zu vergleichen mit unseren Erfahrungen aus Kenia oder Tansania, aber einige Tierchen lassen sich schon blicken. Und zum Abschluss zeigt sich tatsächlich noch ein Nashorn. Es ist ziemlich weit weg, aber dass das Beste noch kommen soll, wissen wir da noch nicht.

Auch auf dem Programm steht ein Harpunen-Ausflug für die Jungs mit integriertem Schnorchel-Tag für die Mädels. Leider ist das Wasser sehr trüb, weil die Wellen den Sand hochtreiben und so sehen wir Schnorchlerinnen nicht wirklich Fische, aber mit stiegender Flut komen sie dann wohl doch und Robert erlegt sogar einen. Leider ist es ein Riff-Fisch, der nicht gegessen werden darf und wieder rein muss. Aber ein Abenteuer war es allemal.
Auf dem Weg zum Meer begegnet uns am dem Tag noch ein Nashorn, es steht direkt neben der Straße. Sind die vielleicht riesig!! Leider haben wir keine Kamera dabei an dem Tag. Auf dem Rückweg stehen dann – ganz nach Murphy’s Law – provokativ nochmal 4 Nashörner auf der Wiese. Wir sind aber auch Glückspilze!

Leider rückt unsere Abreise näher und wir müssen zurück nach Durban, um den Bus zu verladen. Diesmal heißt es auch entgültig Abschied nehmen von Nina und Helge, denn sie reisen weiter Richtung Krüger Park mit Ziel Johannesburg.

Durban

Wir mieten uns in ein Backpackers direkt am Strand ein, denn auf unsere letzten Tage wollen wir es nochmal schön haben. Durch einen Fehler bei der Rezeption – die Dorms sind überbucht – haben wir nun, seit der Bus weg ist, die Honeymoon-Hütte zum Dorm-Preis bekommen und nun eine eigene kleine Terasse mit Meerblick und ein großes Doppelbett für uns alleine. Das ist schon ein bisschen schicker als ein Doppelstockbett im 7er Zimmer!

Die Verladung des Busses verlief ohne Probleme, wenn auch nicht ohne die berühmte „African Time“, das heißt für Europäer meist: Warten. Hier ein kurzer Abriss des Ablaufs.

8:00h Ankunft und Abgabe der Papiere.
10:00h Die Papiere werden abgeholt.
12:00h Der Container kommt an.
12:30h Der Bus ist im Container, vertaut, verschlossen und versiegelt.
14:00h Die Papiere kommen gestempelt zurück und wir sind frei.

Für Afrika schon ein recht flotter Ablauf, muss man sagen. Denn wenn Südafrika auch nicht mehr so ganz Afrika an sich repräsentiert, die berühmte „African Time“ gibt es auch hier noch und alle Uhren gehen etwas langsamer. In einem Laden gab es an der Kasse mal ein Schild:

„Don’t rush me, I’m a local!“ (Hetz‘ mich nicht, ich bin ein Einheimischer!)

Auf Wiedersehen Afrika, wir kommen auf jeden Fall wieder!