„Find mir ein solches Wunder außer im Morgenland“

Aqaba, Jordanien – Kilometer: 8980 – Gemüt: klar wie Kloßbrühe – Wetter: 30°C, sonnig

Wie schon John Burgon so treffend das Weltwunder Petra zu beschreiben wusste, ist Jordanien allgemin wirklich ein kleines Wunder. Es ist alles dabei: von hohen Bergen, tiefen Wadis, über heisse Quellen, Ruinenstätten und Burgen und scheinbar endlose Wüste bis zum türkis glitzernden Meer ganz im Süden.

Jordanien

Wir starten unsere Jordanien-Tour am Grenzübergang in Dara’a. Die Aus- und Einreise ist relativ schnell erledigt (ca. 2h) und kostet uns rund 50 Euro für Steuern und Versicherungen. Mit uns reisen insgesamt 16 französische Camper (also die grossen weißen) ein, die wir im Laufe der nächsten Tage immer mal wieder antreffen werden. Bei der Passkontrolle muss man drängeln können, denn wer es schafft, seinen Pass am nächsten an den Beamten heranzuschieben oder ihm unter die Nase zu halten, der kommt zuerst dran. Braves Anstellen kann man hier knicken. Auch beim Zoll steht ein Pulk vor dem Schalter, es werden auch schon immer mal Geldscheine hineingereicht, die dann wie durch Zauberhand die gewünschten Papiere rausflattern lassen aus dem Häuschen. Es ist ein bisschen wie auf einem Basar.

Unsere erste Station heisst Jerash, eine toll erhaltene römische Stadt. Wir gehen noch am Abend rein, was wirklich toll ist, denn es ist ziemlich leer, die Sonne ist nicht mehr so heiss und macht ein tolles Licht. Parken dürfen wir kostenlos auf dem Parkplatz des Besucherzentrums, das hatten wir schon gelesen, dass das geht. Hier treffen wir auch 2 nette Camper aus München, die gerade auf dem Rückweg sind und uns ihre Stellplätze im Land verraten, die wir dankend notieren. Immer vor Ort ist die Tourist Police, dein Freund und Helfer. Es gibt auch Check Points auf der Strasse, man will immer ganz genau wissen wo wir herkommen und wo es hingehen soll. Wir sind sehr nah an der israelischen Grenze.

Am toten Meer befinden wir uns 400 Meter unter dem Meeresspiegel, ein seltsames Gefühl. Im Meer selbst fühlt man sich wie ein Korken. Man hat es ja oft gehört, aber man muss es selbst erlebt haben. Man kann sich einfach hinlegen und ein Buch lesen oder den Wolken zuschauen oder den anderen Leuten und das alles ohne Luftmatratze, Wahnsinn!
Was uns auffällt sind die erheblich höheren Preise für Eintritte etc. Die Jordanier wissen wie man es macht. Dafür finden wir nach der syrischen Durststracke in Sachen Supermarkt mal wieder einen Safeway’s (kennt Anne aus England noch), da gibts alles was das Camper-Herz begehrt. Dosenwurst und Instant Nudeln zum Beispiel, hmmm, lecker!

In Madaba gibt es tolle Mosaiken zu sehen, unter anderem Teile der ältesten Landkarte der Welt (um 560 n.Chr.), die alle wichtigen biblischen Stätten im Mittleren Osten und Ägypten zeigt. Es heißt, als die Grenze zwischen Israel und Ägypten festgelegt werden sollte, konsultierte mal diese Karte. Nach einem selbstgemachten Burger-Essen wollen wir uns eigentlich nur auf einen kleinen Verdauungsspaziergang begeben, landen aber mehr durch Zufall bei einer jordanischen Familie zuhause. Sogleich werden wir bewirtet mit arabischem Kaffee (vor der 3. Tasse abzulehnen in unhöflich, aber wenn, dann schwenkt man die Tasse von einer Seite zur anderen zwischen den Fingern), Tee, hausgemachtem Brot mit Thymian und einem Obstteller für jeden. Es wird Wasserpfeife geraucht und erzählt und alles in allem ist es ein sehr unterhaltsamer Abend.

Wir durchqueren das Wadi Mujib, das sich mit 4 km Breite und 1km Tiefe durchs Land schlängelt. Hier wächst wirklich kaum noch ein Grashalm, es fühlt sich schon start nach Wüste an. Der Busli schlägt sich wacker rauf und wieder runter bei manchmal 1000m Höhenunterschied auf wenigen Kilometern.
Und dann plötzlich nach endlosen Weiten von Nichts fährt man in ein Tal und es grünt und blüht und plötzlich stehen wir vor einem kleinen Bachlauf. Buslis erste Flussquerung! Zugegeben, der Bach ist klein, aufregend ist es trotzdem. Allerdings ist die erwartete Erfischung nicht so gross, da hier heisse Quellen aus der Erde sprudeln. Mit bis zu 65°C kann man sich da nichtmal eben drunterstellen.

Auf dem Weg nach Petra machen wir noch halt bei der Burg von Shobak. Hier ist das Highlight ein 365 Stufen langer und über 200 Höhenmeter überwindender Fluchttunnel, der am Fuß des Hügels wieder ans Licht kommt. Alles was man braucht sind eine Taschenlampe und starke Nerven!
Im Dana Naturreservat sehen wir zwar leider keine seltenen Tiere (auch nicht abends mit Fernglas auf der Lauer), dafür alte Wohnhöhlen und eine im 1. Jahrhundert n. Chr. in den Stein gehauene Kirche. Eine kleine Vorbereitung auf Petra.
Dort angekommen nehmen wir gleich das 2-Tages-Ticket, da es eh teuer ist und sich nicht viel nimmt (21 bzw. 26 Euro). Es lohnt sich aber auch, für die Stadt etwas mehr Zeit einzuplanen, da man wirklich Stunden darin umherwandern und Höhlen, aus dem roten Stein gehauene Treppen, Tempel und Gräber bewundern kann. Petra wurde von den Nabatäern im 3. Jhd. v. Chr. erbaut, wurde ca. 500 n. Chr. wegen starker Erdbeben aufgegeben und geriet irgendwann in Vergessenheit bis sie 1812 zufällig wiederentdeckt wurde. Ein Highlight ist der steile Anstieg zum Kloster, der zwar anstrengend ist, uns aber mit einem tollen Ausblick über das Tal nach Petra und das Wadi Araba belohnt.
Auf dem Parkplatz und oben in der Stadt sehen wir jeweils eine KTM (Motorräder) aus Deutschland. „Die wollen bestimmt auch nach Afrika“ denken wir noch.

Das bestätigt sich dann am Eingang zum Wadi Rum. Hier treffen wir Ellen und Markus, die tatsächlich mit ihren Maschinen auch nach Kapstadt unterwegs sind. Wie schön, endlich Gleichgesinnte zu treffen! Da sie aber grade schon aus dem Wadi rausfahren, hoffen wir einfach, uns dann in Ägypten irgendwo wiederzusehen.
Jetzt fahren wir in die Wüste! Gleich hinter Rum Dorf hört die Asphaltstraße auf und der Busli kann mal zeigen, was er Offroad so drauf hat. Robert schickt ihn über Sandpiste und durch Dünen, immer tiefer in den Sand, aber er macht sich super! Wir müssen nichtmal Luft ablassen oder die Sandbleche abschrauben. Diese Weite, die Ruhe und die Riesenhaftigkeit der Felsen sind absolut überwältigend. Wir übernachten an einem schönen Platz mitten in der Wüste, herrlich!

Auf geht’s nach Aqaba, der letzten Station in Jordanien. Von hier nehmen wir dann die Fähre nach Ägypten. In einem kleinen Camp am Meer südlich der Stadt (hatten wir auch von unseren Münchnern notiert) können wir stehen. Es gibt einen Pool, Internet (was unser Rechner aber leider ablehnt), Duschen und viele kleine gemütliche Sitzecken. Schön ist es! Und siehe da, hier treffen wir auch Ellen und Markus wieder. Wir gehen nachmittags alle noch schön schnorcheln, denn endlich hat das Meer uns wieder, und lassen so wieder eine Reise durch ein tolles Land ausklingen.

Allgemein

Das Wetter hält und hält und hält… Wir haben weiterhin einigermaßen konstante 30-35°C und strahlenden Sonnenschein. Es gibt keine Probleme mit dem Bus, alles in bester Ordnung. Naja, die Wasser-Temperaturanzeige ist ausgefallen, aber es gäbe wohl Schlimmeres, was hätte passieren können.
Gesundheitlich ist auch alles topp, nach etwas Verdauungsproblemen in Damaskus (davon haben auch andere berichtet, muss da in der Luft liegen) und einem einzelnen komischen Fieber-Tag bei Anne, an dem sie komplett nur rumgelegen und geschlafen hat, ist alles in bester Ordnung. Heisse Zitrone und Hühnersuppe sind eben doch immernoch die Wunderwaffe.
Wir fahren weiterhin seit Syrien auf Benzin, was nun zusehends günstiger wird. Wir sind jetzt bei ca. 50 Cent pro Liter. Bargeld gibts überall recht problemlos und das einzig wirklich teure sind die Touristenmagneten. Eintritte, Essen und alles drumherum ist hier gleich bis zu 8 Mal so teuer. Beispiel frischer Mango-Saft: in Madaba 25 Cent die Dose, in Petra gleich mal 2 Euro. Aber wenn man das weiss, kann man sich drauf einstellen.
Alles in allem geht’s uns prima, wir freuen uns auf Afrika – davon trennt uns nun nur noch der Sinai. Auf geht’s!