Weltgeschichte im Schnelldurchlauf

Antakya, Türkei – Kilometer: 6920 – Gemüt: wolkenlos
Wir sind mit den alten Griechen in Phillipi über das Forum gewandelt, haben am Kanal von Xerxus gegen die Perser gekaempft und Troja mit Schliemanns Augen entdeckt, haben mitgelitten, als bei Silifke 1190 Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“ im Fluss Goeِksu ertrank und in Andacht in Konya am Grab des Gründers des Ordens der berühmten tanzenden Derwische gestanden. In Griechenland und der Türkei kann man quasi garnicht anders, als von einem Weltkulturerbe ins Naechste zu stolpern.

Griechenland
In Griechenland hangeln wir uns wie gehabt immer am Meer lang, halten hier und da an, um mal zu schnorcheln oder zu schwimmen und immer findet sich abends ein schِnes Plaetzchen direkt am Meer. Wildes Campen stoeِrt hier niemanden und wir sind nur eine Nacht auf dem Campingplatz, um mal wieder an Strom und kostenloses Internet zu kommen. Und um mal wieder zu duschen, wobei es da ja nur um warmes Wasser geht – eine Dusche haben wir ja an Bord.
Wir treffen viele freundliche Menschen, viele die in Deutschland gelebt haben und nun als Rentner wieder zurückgekehrt sind. Einer von ihnen ist Babis, der Vizebürgermeister von Neo Roda, den wir beim Harpunieren von Oktopussen am Strand treffen. Er bietet uns an, uns bei ihm zu melden, wenn wir irgendetwas brauchen. Das passiert hier staendig, alle Menschen begegnen uns freundlich und offen.  Ein nettes Willkommen in einem fremden Land. Würden wir irgendwelche Touristen in Berlin gleich einladen und unsere Hilfe anbieten? Wahrscheinlich nicht so schnell und selbstlos.
Der heilige Berg Athos versteckt sich in den Wolken als wir da sind, leider kann man die Halbinsel auf der er sich befindet nur mit spezieller Genehmigung betreten, als Frau garnicht. Es ist ein Gebiet, das ausschliesslich dem Gebet und der Huldigung Gottes gewidmet ist.  Auf ihm befinden sich 12 sich selbst verwaltende Bezirke mit jeweils mehreren Klِoestern. Die oeِffentliche Strasse endet in Ouranoupolis.
Wir haben Glück denn am 27. September ist Welttourismustag und der Eintritt zu den Ruinen von Phillipi ist frei. Sie zaehlen zu den besterhaltensten Ruinen weltweit und sind schon sehr beeindruckend.
Nach einem freien Tag und ein paar Erledigungen in Alexandroupolis verabschieden wir uns schweren Herzens von einem kleinen Kaetzchen, das uns offenbar in den letzten 2 Tagen als seine Familie akzeptiert hat. Sie folgt uns überallhin, sogar bis an den Strand und mit den Füsschen ins Wasser und miaut ganz herzzerreissend. Sie ist unter lauter Hunden das einzige Kaetzchen am Strand, noch recht jung und hat offenbar ein paar Verhaltensweisen übernommen. Abends springt sie dagegen schonmal auf den Schoss und laesst sich stundenlang kraulen. Es ist ein Drama, als wir das kleine Kaetzchen verlassen müssen, aber wir koeِnnen sie ja nicht mitnehmen. Wer sie adoptieren will, wir haben die GPS-Koordinaten des Strandes gespeichert. Sie ist stubenrein, ganz herzallerliebst und zutraulich.
Aber wir müssen weiter – los geht’s in Richtung Türkei.

Türkei
Die Türkei schockiert und zunaechst mal mit horrenden Benzinpreisen. Wir haben in Griechenland nochmal ordentlich alle Kanister vollgemacht, denn bei einem Liter zu 2 Euro macht Tanken keinen Spass. Schnell legt sich aber der Frust, als wir feststellen, dass es hier alle 2 Kilometer (mindestens, meist sogar ِfter) LPG-Gas gibt. Auch noch ziemlich teuer im Vergleich zu Deutschland (1 Euro statt 60 Cent), aber immerhin! Wir haben das ganze Land mit Autogas durchquert.
Als erstes besuchen wir Troja und steigen obligatorisch ins nachgebaute trojanische Pferd. Ansonsten ist es wie im Reiseführer angekündigt: Man muss viel Phantasie mitbringen, denn 46 Besiedlungsschichten übereinander und meist niedrige Mauerreste machen es schwer, sich auszumalen, wie es mal ausgesehen haben mag. Aber dank sehr guter Beschilderung geht das einigermassen.
Sehr viel beeindruckender ist aber Ephesos mit der Celsus-Bibliothek, deren Fassade komplett restauriert wurde und es so Einiges zu sehen gibt. Gut, dass wir schon 9 Uhr ankamen, denn ab 10 Uhr war es schlimmer als beim Sonderverkauf im Lidl-Lager und die Touristen sind sich gegenseitig auf die Füsse getreten. ـberall ist der Weg blockiert von Reisegruppen, die sich um ihren Führer scharen. Sogar das Auto ist auf dem Parkplatz zugeparkt, als wir los wollen, so voll ist es da.
Wir fahren weiter die Küste lang und kommen von der Aegaeis wieder ans offene Mittelmeer. Hier findet man schِne kleine Altstaedte mit Basaren und Lagunen in denen man sich herrlich Sonnen kann. In Olympos kann man  herrlich Geschichte und Spass verbinden und mitten in einem verwachsenen Wald die Ruinen entdecken. Am Ende winkt als Belohnung ein kleiner Strand.
 Bei Antalya hat der Tourismus uns schnell wieder voll im Griff und wir suchen lange nach einem freien Strandabschnitt zum Uebernachten. Ueberall riesige Hotel-Burgen.
Zwei schoeِne freie Tage verbringen wir bei Klaus in Beysehir weiter im Norden hinter dem Taurusgebirge. Er ist vor drei Jahren hierher gekommen. Hier ist die Türkei noch echt und untouritsisch, an kann den Tag herrlich rumbringen mit durch die Stadt schlendern und Tee trinken. Alle heissen uns willkommen, die Athmosphaere ist richtig nett hier. Von der Strasse weg landen wir durch Zufall bei ein paar Frauen die in einem Hinterhaus am offenen Feuer Gِzleme backen (eine Art Eierkuchen oder deftige Crepes meist mit Frischkaese oder Hackfleisch). Natürlich müssen wir probieren und bekommen noch 3 Rollen extra eingepackt zum Mitnehmen. Beysehir liegt an einem grossen See auf 1000m Hoeِhe. Es ist seltsam, mal wieder in einem Haus zu schlafen, ganz ungewohnt so ohne Meeresrauschen und andere Geraeusche. Wir sind jetzt schon 4 Wochen unterwegs.
Ueber Konya und das Mevlana-Museum geht es wieder Richtung Meer. Die Landschaft aendert sich hier alle paar 50 Kilometer von flachen Hügeln zu Felsformationen, dann ein Kanyon und wieder Kiefernwaelder. Dann hat der Strand uns wieder.

Allgemein
Es ist Sonntag und wir machen wieder mal janüscht. Nur schoeِn am Strand sitzen und mal reinspringen ins Meer, essen, schlafen, na was Urlauber eben so machen. Tagsüber sind hier immernoch gut 30 Grad und das Wasser ist wie eine lauwarme Badewanne.
Die Türkei hat unser Budget etwas angegriffen angesichts der Fahrtkosten und da hier und da eine kleine Reparatur am Busli faellig war. Auch einen Oelwechsel haben wir in Beysehir mal gemacht. Aber „Der Busli macht niemals nicht schlapp“ und wird uns sicherlich auch weiterhin voran bringen. Das ein oder andere Offroad- und Zuckersand-Training hat Robert schonmal am Strand absolviert. Dafür kostet das Kilo Tomaten hier 25 Cent und ne riesige Honigmelone 50 Cent. Und ab jetzt wird hoffentlich auch der Sprit wieder billiger. Antakya ist unsere letzte grِoessere Station in der Türkei. Wir fahren weiter Richtung Syrien, erste Station Aleppo (Halab).