It’s Kili time!

Tukuyu, Tansania – Kilometer: 19450 – Wetter: 35°C, heiter bis wolkig

Wir hatten ein schönes Fest und einen guten Start ins neue Jahr in diesem Land, das mit den wahrscheinlich meistbekannten Attraktionen Afrikas aufwartet: dem Kilimanjaro, der Serengeti und den Traumstränden am indischen Ozean und auf der Insel Sansibar.

Moshi und der Kili

Nachdem uns in Nairobi berichtet wurde, ab hier sei nun alles gut befahrbar und nur noch Asphalt – sofern man das will – sind wir erstmal überrascht über die ersten gut 100km in Tansania, die komplett aus einer Schotterpisten-Umleitung direkt neben der brandneuen, aber eben noch nicht freigegebenen, Teerstraße entlangführt. Herrlich – und eine schöne Erinnerung an Moyale in Kenia.
Wir passieren zunächst den Mt. Meru, der – weltkarten-technisch betrachtet – direkt neben dem Kilimandscharo liegt. Leider hüllt er sich heute komplett in Wolken, so dass wir nicht viel von ihm sehen.
Auch der wenig später folgende „Kili“ ist so gut wie garnicht zu sehen, er soll sich wohl generell auch nur sehr selten zeigen.
Wir durchqueren Moshi, eins der beiden Haupt-Lager für Kili-Touristen, kaufen noch etwas ein und bleiben in einem Camp kurz hinter der Stadt, von dem man den Berg, wenn er sich denn doch zeigt, sehr gut sehen kann und hoffen auf’s Beste. Fragen auch noch den Besitzer des Camps, ob denn Hoffnung bestünde und er sagt nur knapp: „6 Uhr morgens, da ist er zu sehen“. Na gut, also heißt es früh aufstehen.
Das schaffen wir nicht so ganz und wachen erst gegen 7 Uhr auf. Gespannt zieht Robert los um mal zu kucken und kommt mit tollen Fotos zurück, so dass wir ohne Frühstück schnell aufbrechen, denn auch der Busli soll natürlich mit dem Kili zusammen aufs Bild. Der Anblick ist wirklich traumhaft. Wir stehen hier unten in der Hitze und da oben sind Minusgrade und Schnee und wahrscheinlich tummeln sich da gerade 100 Bergsteige-Touristen auf dem Uhuru Peak auf 5895m und kucken auf uns runter. Nun weiß man auch, warum die Gruppen teilweise gegen 2 Uhr morgens schon vom letzten Lager auf über 4000m aufbrechen – denn plötzlich ziehen Wolken auf und schon 8.30 Uhr ist von dem Wunder nichts mehr zu sehen. So wohl auch nichts mehr von dem schönen Ausblick von oben herunter. Wir selber wollen den Kili nicht besteigen, was auch daran liegt, dass man ab 900 Euro auf den Tisch legen muss und dann, wie ein Backpacker uns so schön sagte „dafür auch noch selber hoch laufen muss“. Aber für uns war auch die reine Aussicht – ohne abgefrorene Ohren und taube Finger und Füße – ein unvergessliches Erlebnis.

In den Usambara-Bergen

Ebenfalls aus Nairobi haben wir den Tipp mitbekommen, mal einen Abstecher in die Usambara-Berge im Nordosten von Tansania zu machen. Da die auf unserem Weg Richtung Küste liegen, machen wir das doch glatt.
Kaum von der Hauptstraße abgebogen schrauben wir uns auch schon mehrere hundert Meter in die Höhe, alles wird grüner, wilder und zugewachsener. Wir passieren schon bald mehrere Wasserfälle und die ersten Äffchen springen auf der Straße herum.
Plötzlich beginnt es zu regnen, nicht verwunderlich, denn hier ist grade die „kleine Regenzeit“ und es regnet mindestens einmal am Tag so wie wir es von dem Sommergewittern aus Berlin kennen: dolle, aber kurz. Das Wetter wechselt ziemlich schnell in wenigen Minuten, daran gewöhnt man sich. Wir haben auch nur noch 3 km bis zu unserem ausgesuchten Camp vor uns . Die allerdings Offroad und was dann losgeht übertrifft unsere Vorstellungen von einem Sommerregen schon gewaltig. Die Strecke geht leicht bergauf und schon nach kurzer Zeit fahren wir keine Lehm-Straße mehr rauf, sondern einen Sturzbach. Darauf müssen wir uns so konzentrieren, dass wir garnicht merken, wie es immer windiger wird und die ersten Blätter auf der Windschutzscheibe kleben. Und in weniger als 5 Minuten sind wir mitten drin in einem handfesten Sturm, der über die Berge fegt. So richtig merken wir das erst, als wir an eine Weggabelung kommen, wo die eine Richtung von einem umgestürzten Baum und einem mitgerissenen Strommast versperrt, die andere wegen der vom Strommast mitgerissenen Kabel die nun über die Straße hängen, nicht befahrbar ist. Unter und neben uns fließt derweil immernoch die komplette Straße bergab. Wir halten also auf einem Rasenstück in der Mitte der Gabelung erstmal an und warten ab. Ein paar Minuten später ist der Spuk vorbei und wir können sogar ganz knapp unter den Kabel durchfahren, so tief hängen sie dann doch nicht über der Straße. Im Camp angekommen sagen wir dem Besitzer erstmal, dass beide Straßen zu seiner Herberge blockiert sind. Dass er keinen Strom mehr hat, hat er ja schon selber gemerkt.

Wir gehen in den Bergen mehr spazieren, als Wandern, denn es ist unheimlich schwül und binnen Minuten ist man komplett durchgeschwitzt. Das macht sich besonders bemerkbar, als wir tollkühn ein paar einheimischen auf ihrem Trampelpfad über einen Gipfel folgen. Wir sind nach kurzer Zeit fix und fertig, während die sogar noch jeder einen 20kg-Reissack auf dem Kopf balancieren. Wie machen die das? Wir kommen auch nochmal an dem umgestürzten Baum vorbei, wo sich inzwischen einige Frauen damit beschäftigen, in klein zu hacken und als Feuerholz abzutransportieren.
Es ist ganz angenehm, denn hier werden wir kaum beachtet. Das war ja in Äthiopien anders, da waren wir die Hauptattraktion, wo immer wir hinkamen. Hier bleiben höchstens mal ein paar Kinder stehen und kucken uns an, alle anderen grüßen freundlich und gehen dann weiter.

Weiter müssen auch wir, denn es ist schon der 23. Dezember und wir haben uns ja für Weihnachten am Meer mit Denise & John und Roland & Tamara verabredet, mit denen wir vor ein paar Wochen zusammen über den Nasser-See geschifft sind.

Die Küste

An der Küste ist es noch schwüler als im Inland. Tagsüber sind um die 40 Grad und man schwitzt bei gefühlten 100% Luftfeuchte schon beim Nichtstun. Deshalb machen wir auch 3 Tage genau das – nichts. Wir campen in einem tollen Resort mit Pool, eigenem Strand und Restaurant für nur 4 US$ und lassen’s uns gut gehen. Es gibt hier Strom und sogar Internet, was will man mehr – außer schnellerem Internet natürlich, denn das ist seit Äthiopien nicht wirklich besser geworden. Aber man gewöhnt sich an alles, das muss man hier auch. Hier werden aus 5 Minuten schnell mal 5 Stunden, der Strom fällt gern immer mal wieder auf unbestimmte Zeit aus, mal gibt’s kein Benzin, dann wieder kein Brot – naja was soll’s. Man kann es ja sowieso nicht ändern, oder?
In diesem Sinne haben wir ein ganz entspanntes Weihnachtsfest mit tollem Bufett am Weihnachtsabend und selbstgemachtem Fisch-Barbecue am ersten Feiertag. Hier könnten wir für immer bleiben – wenn’s nicht so verdammt schwül wäre. Die Deutschen, was? Immer was zu meckern.

Wir verbringen aber noch weitere Tage am Meer und fahren zuerst nach Bagamoyo weiter, wo wir unter anderem eine Krokodilfarm besuchen. Hier werden Krokodile zum Verkauf aufgezogen, um die Wilderei der Krokodile in der Natur zu vehindern. Von 20cm bis 4m Länge sind hier alle Altersklassen vertreten.

In Dar Es Salaam wollen wir mal unseren Auspuff reparieren lassen. Und siehe da, bereits 5 Stunden, mehrere Anläufe, Abnehmen und wieder Anpassen des Auspuffs, Dichtungen zuschneiden und 20 Euro später – ist im Grunde alles genauso, wie es vorher war. Na, das hat sich doch mal gelohnt! Was trotz aller neu gewonnenen Gelassenheit Anne immernoch und weiterhin aufregt, sind die Parkgebühr-Praktiken, die hier ähnlich gehandhabt werden, wie in Äthiopien. Trotzdem außer dem Platz direkt vor der Werkstatt garkein anderer Platz zur Reparatur zur Verfügung gestanden hätte und wir die ganzen 5 Stunden komplett vor Ort beim Auto sind, müssen wir für die ganze Zeit Parkgebühren zahlen. Anne meckert die Politesse deswegen so richtig an, was natürlich – man denkt es sich schon – garnichts bringt. Im Gegenteil, sie kommt aufs Auto zu mit ihrem gezückten Handy und sagt doch im Ernst „Sister, I love you! Can I take a picture?“. Kein Kommentar.

Wir fahren mit der Fähre nach South Beach, dem Süden von Dar ins Mikadi Camp. Die selbstgebastelte Dichtung hat sich bis dahin übrigens schonwieder in Luft aufgelöst. Aber man wird ja zusehens entspannter (außer bei Politessen versteht sich) und so macht das alles nichts. Der Bus ist nun eben etwas lauter als bei unserer Abreise. Aber so halten uns auch alle Fußgänger und Radfahrer scheinbar für ein solches Monstergefährt, dass sie ohne sich nach uns umzudrehen teils völlig kopflos in den Busch springen oder radeln, als ginge es um ihr Leben. Wir müssen irgendwie unheimlich Eindruck machen mit unserem lustig blubbernden Auspuff!

Mikumi und Udzungwa

Weiter geht es wieder in die Berge und mit jedem Höhenmeter wird die Luft angenehmer. Wir passieren den Mikumi Nationalpark, durch den – direkt und kostenlos – eine Hauptverkehrsroute führt. Wir können uns kaum vorstellen, dass es hier überhaupt Tiere zu sehen gibt, denn die Straße muss ja unheimlich viel Lärm machen und sie alle vertreiben. Aber dem ist ganz und garnicht so. Schon wenige Kilometer im Parkinnern stehen wir mit dem Busli inmitten von Giraffen und Elefanten und wissen garnicht, wo wir zuerst hinschauen sollen. Weil es schon Abend ist, fragen wir am „Haupteingang“, der sich in der Mitte des Parks befindet ob wir hier am Tor für eine Nacht campen könnten. Klar, sagt man uns: schon für preiswerte 140 US$ könnten wir hier übernachten – in unserem Bus versteht sich! Kein Luxushotel weit uns breit. Wir sollen pro Person 20 US$ Eintritt, 30 US$(!) p.P. für Camping bezahlen und nochmal 40 US$ für das Auto. Allein aus Protest fahren wir in den kommenden Tagen noch 2 Mal kostenlos die 50km durch den Park und zurück – auf der Schnellstraße und mit 20km/h, so! Wir wollen ja die Tiere sehen. Übernachten tun wir gleich hinterm Park ein einer von einem Schweizer geführten Lodge mit wahnsinnig tollem Essen! Sie haben dort schweizer Küche, indisch, chinesisch und lokale tansanische Gerichte. Lecker! Hier verschlafen wir auch unser Silvester. Wir sind einfach zu müde von der Küste, wo wir wegen der Hitze eine Woche nur sehr schlecht geschlafen haben. Geböllert wird hier nicht, so dass wir prima durchschlafen bis morgens um 9.

Bevor wir Tansania verlassen, machen wir noch einen Abstecher in die Udzungwa Berge. Bevor der Wald und die Berge hier in den 90er Jahren vom WWF geschützt wurden, lebten auch noch Menschen in den Wäldern. Der Name Udzungwa leitet sich ab vom Namen für diese Menschen, der soviel heißt wie „die in den Bergen leben“. Heute wohnen hier keine Menschen mehr, lediglich den Frauen aus den umliegenden Dörfern ist es einmal pro Woche erlaubt, im Wald Feuerholz zu sammeln, aber nicht zu schlagen. Außerdem dürfen einige Heiler oder Medizinmänner hier bestimmte Pflanzen sammeln, allerdings auch nur unter Aufsicht eines Rangers.
Wir machen insgesamt 3 Touren im Park – zu Fuß und mit einem Guide. Die längste führt uns zuerst nach oben auf einen 170m hohen Wasserfall und dann noch höher, wo noch 2 weitere Wasserfälle warten. Es ist traumhaft schön, Robert springt sogar mal rein ins Wasser, denn auch hier ist es trotz der Höhe extrem schwül und wir sind komplett durch bis wir da oben angekommen sind. Aber der Ausblick von oben ist wahnsinnig schön! Unterwegs sehen wir auch endlich die uns schon in Äthiopien versprochenen Columbus-Äffchen – schwarz-weiße und rote, die sich hier zufrieden eine einzige Baumart teilen. Denn die einen essen nur die jungen Triebe, die anderen nur ältere Blätter. Außerdem können die einen super hören und riechen, während die anderen besser im Kampf sind. So helfen sie sich also gegenseitig und leben friedlich Seite an Seite. Davon könnten auch die Menschen noch was lernen! Leider sind die Äffchen extrem schüchtern und schnell, so dass uns am dem Tag kein Foto gelingen will.
Auf dem Rückweg werden wir dann zur Belohnung für den harten Aufstieg so richtig nass. Einer der berühmten Kurzregen lässt uns in Sekunden bis auf die Haut nass den rutschigen Lehmpfad wie begossene Pudel runterstiefeln. Gut, dass unten der Bus wartet und wir uns nur schnell umziehen müssen. So ein Haus auf Rädern ist schon was tolles! Notiz für die nächste Reise: Wasserdichte Kamera besorgen – denn leider war so kein Foto von den Pudeln möglich.

Allgemein

Tansania hat uns wirklich gut gefallen! Das Land hat alles zu bieten, was man sich unter Afrika vorstellt, die Wüste ausgenommen vielleicht. Man kann hier Safari machen, den Kili oder Mt. Meru besteigen, am indischen Ozean entspannen, tauchen oder schnorcheln gehen oder in den vielen Wald- und Bergregionen wandern gehen. Es ist das erste Land für uns, wo man sich vorstellen könnte, auch mal für eine Weile zu leben.

Für den Afrika-Anfänger würden wir Tansania oder auch Kenia als erstes Ziel empfehlen, weil hier auch noch viele Unterkünfte einen recht westlichen Standard haben und trotzdem nicht zu teuer sein müssen. Für uns ist das alles hier der reinste Luxus, aber wir kommen ja auch aus weitaus ärmeren Regionen mit ganz anderen Voraussetzungen. Man kann sich schon vorstellen, dass auch so mancher Zustand in Tansania Einen ganz schön erschrecken kann, wenn man nicht wie wir über den Mittleren Osten und Nordafrika langsam herangeführt wurde.