Nur nicht nervös machen lassen

Mchinji, Malawi – Kilometer: 20530 – Wetter: 32°C, schwül und gewittrig

Südwärts ging es immer am Malawi-See entlang. Der See ist der neuntgrößte See der Erde und liegt im südlichen Ende des ostafrikanischen Grabens (Rift Valley), dem wir schon seit Äthiopien folgen.

Am Malawi-See

Die Einreise nach Malawi ist die schnellste und kostengünstigste überhaupt auf unserer Reise. Das Prozedere dauert ca. 20 Minuten und wir bezahlen heute mal ausnahmsweise garnichts! Das aber unter anderem auch, weil wir natürlich schon einen etwas geschärften Blick für Schwindler haben. So kaufen wir den Geldwechslern auf dem Schwarzmarkt vor der Grenze nicht im Geringsten ab, dass es „in ganz Malawi KEINE Banken, Geldwechselstuben und Geldautomaten“ gäbe und wir doch lieber bei ihnen (zu einem sehr schlechten Kurs) unsere ganzen Dollars abgeben sollen. Darüber sind wir gründlich hinaus, am Anfang der Reise hätte uns so eine Aussage sicherlich noch nervös gemacht.
Dann, wir haben gerade unsere Einreisestempel (ein Visum gibt’s hier zum ersten Mal seit der Türkei nicht) und das Carnet fertig, da hält uns jemand an und fragt ob wir denn Dieses und Jenes schon gezahlt hätten. „Was?“ – „Na… das Brubbeldingsdabums“ (frei übersetzt aus dem malawischen Schein-Grenzer-Wirrwarr) – „Was denn genau?!“ – „Das Dingbumsbrubbelbrabbel – fürs Auto“ – „Geht es irgendwie konkreter?“ – „Äähhh…. also… na gut, ihr könnt gehen.“ – „Aha, danke sehr.“.
Merke also: Niemals irgendjemandem irgendwas bezahlen, der nicht offiziell aussieht, sich auch so ausweisen oder zumindest eine Quittung ausstellen kann. Die Grenzen sind wahre Tummelplätze für Schurken und Halunken aller Art. Natürlich kann man auch nicht generell und ständig mißtrauisch sein, das ist klar. Aber eben.. immer auf der Hut.

In der ersten Stadt Karonga angekommen gestaltet sich die Geldautomatensuche allerdings tatsächlich schwierig und wir denken schon, die Schurken hatten recht und wir müssen jetzt ohne Bargeld durchs Land. Dass das durchaus möglich ist, hat uns schon Oliver bewiesen, ein deutscher Radler, den wir in Äthiopien schon und dann in Tansania wiedergesehen haben. Er ist mangels Wissen um die Geldautomatenknappheit im Sudan bis Khartoum komplett ohne Geld gefahren. Ein Glück, dass die Sudanesen so ein extrem gastfreundliches Volk sind und ihn allseits mit Essen und Schlafplätzen versorgt haben. Als dann der einzige Geldautomat in Khartoum, der internationale Karten akzeptieren soll, abgebaut ist und Western Union ihm erklärt, sie machen keine Geldtransfers von Deutschland mehr, ist seine letzte Station die deutsche Botschaft vor Ort. Dort erklärt man dem völlig Entnervten dann erstmal, dass er sich doch besser vorher belesen hätte und dass es doch bekannt sei und und und… deutsche Belehrungen helfen ihm jetzt auch nicht weiter! Schließlich darf er der Dame in der Botschaft per Online-Banking Geld überweisen, was sie ihm dann in Bar auszahlt. So einfach ist das!
Wir finden aber dann doch noch eine Bank und alles ist wieder super. Auf zum See.

Wir halten uns eine ganze Weile immer direkt am See auf, fahren immer nur ein paar Kilometer weiter südwärts, machen immer mal einen Tag frei und kommen irgendwann dann am Südende des See am Cape Maclear an. Der Sonnenuntergang am See ist phantastisch, ebenso die Einheimischen beim Badetag zu beobachten. Ganze Dörfer reisen an und die ganze Familie wäscht und putzt und badet.
Ansonsten machen wir hier eher wieder mal Urlaub vom Urlaub – des is aber auch anstrengend das Reisen! – und es ist nichts weltbewegendes passiert während dieser guten Woche.

Lilongwe

Auf dem Weg nach Sambia machen wir noch Halt in der Hauptstadt. Hier gibt es wieder Shopping Center ohne Ende und alles was das Camper-Herz begehrt. Sogar einen neuen Camping-Stuhl, denn einer unserer schönen alten Blau-Weißen hat sich inzwischen in seine Bestandteile aufgelöst.
Hier treffen wir zufällig – Afrika ist eben auch ein Dorf – Alex und Joost wieder, zwei Holländer, die wir ebenfalls schon aus Ägypten und von der Nasser-See-Verschiffung kennen. Sie erzählen uns, dass sie in Äthiopien im Omo-Valley ganz furchtbar mit dem Auto steckengeblieben sind, so dass sie es 3 Tage nicht aus dem Matsch bekommen konnten – 3 Tage in denen es konstant weiter geregnet hat, so dass das Auto langsam wegzuschwimmen drohte. Wir haben das Video gesehen und es sah alles echt spektakulär aus! Es ist aber alles nochmal gutgegangen und so sind sie nun auch schon in Lilongwe, immernoch mit dem selben Auto.

Wir bleiben nur eine Nacht hier, denn wir wollen weiter nach Sambia. In einem netten Camp treffen wir dann die Holländer und auch noch einen weiteren Deutschen wieder, wir hatten uns schon in Nairobi getroffen. Man trifft sich eben immer mal wieder an Knotenpunkten, so ist das. Es ist außerdem sehr regnerisch in Malawi zurzeit und daher zieht es uns weiter nach Westen…

Allgemein

Am See hat es uns super gefallen, man fühlte sich oftmals wie am Meer an den Stränden. Allerdings ist die Gefahr von Bilharzia stest präsent. Manche sagen, wo kein Schilf sei, seien keine Schnecken und so auch keine Bilharzia. Wir haben aber auch Schnecken an schilflosen Stränden gesehen und ebenso haben uns Einheimische oder Zugewanderte erklärt, die Erreger seien ohnehin in jedem afrikanischen Gewässer vorhanden. Also könnten wir schwimmen gehen oder es lassen. Wenn wir es denn tun, sollten wir uns danach im Krankenhaus oder der Apotheke Tabletten besorgen. Die nimmt man 6 Wochen nach dem besagten „Bad“ in einem möglicherweise kontaminierten Gewässer. Hat man den Erreger im Körper, wird er dadurch eliminiert, hat man ihn nicht, soll es auch nicht schädlich sein. Also haben wir uns die Tabletten schonmal besorgt, sicher ist sicher.

Stets präsent ist auch der große Spalt zwischen Arm und Reich im Land. Auf dem Land sieht man fast nur bettelarme Menschen, die ihr bisschen Geld mit selbst gepflückten Früchten an der Straße verdienen. Auch fährt man auf dem Weg zu einem Camp am Strand meist vorher dirket durch ein Dorf mit Sandstraßen und winzigen Hütten.
In der Stadt dagegen gibt es moderne Shopping-Komplexe mit überfüllten Supermärkten, in denen bestimmt über 90% der Bevölkerung garnicht einkaufen kann. Selbst für unsere Verhältnisse sind die Preise enorm. Ein paar Beispiele (umgerechnet): billigstes Glas Marmelade 3,50 Euro, 500ml Milch 2 Euro, Müsli 400g 8 Euro, Nescafe 300g 8 Euro. Da überlegen selbst wir uns schon, was wir wirklich brauchen.